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Der Fahrer der Eisgenossen
Vor Turnieren werden die besten Eishockeyspieler des Landes zur Vorbereitung zusammengezogen. Zu den Trainings oder zu Spielen werden sie jeweils mit einem Reisecar befördert. Seit zehn Jahren sitzt Reto Grogg am Steuer – eine Aufgabe, die für ihn mehr Privileg als Tätigkeit ist.
Reto Grogg erzählt gerne aus seinem Alltag. Er weiss aber, wann er Informationen zurückhalten muss. Verschwiegenheit ist wichtig – zu seinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz seiner Liebsten und der Personen, mit denen er zu tun hat. «Einige Dinge erfährt mein Umfeld später aus den Medien, vieles aber nicht. Diese Informationen behalte ich dann aber auch für mich, schliesslich gehört das zu meinem Job dazu», erklärt Grogg.
Konkret hat Reto Grogg zwei Berufe: Er arbeitet im Sicherheitsdienst der Militärpolizei und als Fahrer der Schweizer Eishockeynationalmannschaft. Doch wie kommt man zu solch speziellen Aufgaben?
Zwei Zutaten …
Zunächst einmal mit Leidenschaft. Grogg stand bereits in als Kind mit seinem Vater und seinem Götti in der Fankurve des Schlittschuhclubs Bern. «Ich war etwa sechs Jahre alt, als ich erstmals bei einem Spiel dabei war. Nachdem ich den Bären auf der Brust der Spieler gesehen und den Sport live erlebt hatte, war ich fasziniert. Und diese Leidenschaft für die Mutzen ist bis heute vorhanden.»
Gepaart wird diese Leidenschaft dann mit Willen zur stetigen beruflichen Weiterentwicklung. Zu Beginn seines beruflichen Werdegangs war Grogg Käser. Von Huttwil über Untersteckholz landete er schliesslich in der Ostschweiz, etwa in der Schaukäserei Appenzell. «Ich hatte aber Kniebeschwerden und suchte einen Beruf, bei dem ich weniger stehen musste», so Grogg. Er entschied sich, das LKW-Billett zu machen und beförderte Güter in ganz Europa. Trotz Destinationen, die andere nur vom Urlaub kannten, fehlte ihm der Austausch. Also wechselte er zum Personentransport.
Nach Jahren als Reisecarfahrer und einer kurzen Episode als Aussendienstmitarbeiter wollte er zur Militärpolizei: «Ich merkte, dass ich mehr Sinn in meiner Arbeit suchte.» Die hat er nun: Begleitschutz, Transport von völkerrechtlich geschützten Personen aus dem In- und Ausland, Munitionstransporte, Kontrolle von militärischen Anlagen. Eine fordernde Aufgabe, und dennoch sagt Grogg: «Nach inzwischen 17 Jahren kann ich behaupten: Ich bin angekommen und kann mir vorstellen, diese Aufgabe bis zu meiner Pension zu machen.»
… zur beruflichen Erfüllung
Seinen Hauptberuf hat Reto Grogg also gefunden. Dabei konnte er unter anderem auf sein Wissen aus dem Personentransport zurückgreifen. Genau das hat ihm schlussendlich geholfen, sein Know-how mit seiner Leidenschaft zu kombinieren. «Nachdem ich mich aus der Reisecarbranche verabschiedet habe, kam von meinem Kontakt bei Eurobus die Anfrage, ob ich noch ab und an als Aushilfe arbeiten möchte. So ergab es sich zunächst, dass ich Carreisen für die SC-Bern-Fans machen durfte und bis heute mache», so Grogg.
Ein Jahr später wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könne, auch Fahrten für die Eisgenossen zu machen: «Ich habe dann gesagt: ‹Sag mir wann und wo, und ich bin da.›»
Das ist nun zehn Jahre her. Inzwischen gehört er beinahe zum Staff der Nationalmannschaft. «Es haben sich dadurch viele tolle Momente ergeben. Sei dies nun zu sehen, wie junge Spieler ein Aufgebot für eine Weltmeisterschaft erhalten oder etwa der Running Gag, dass einer der Stammtorhüter ihn jeweils vor Abfahrten vom Hotel aus dem Car ausschliesse: «Das ist nicht etwa böse gemeint, sondern seine Art, Wertschätzung zu zeigen. Mich bringt es jedenfalls immer zum Schmunzeln.»
Fahren statt Ferien
Turniere finden nicht nur vor einer Endrunde statt. Reto Grogg weiss meist ein Jahr im Voraus, wann Termine der Nationalmannschaft sind. Seinen Hauptberuf und seine Leidenschaft lassen sich so gut kombinieren: «Ab und an kann ich dadurch Überstunden abbauen, es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich Ferientage aufgewendet habe.»
Der Lohn dafür sind abwechslungsreiche Wochen in einem spannenden Umfeld, das ihm viel bedeutet. Wenn die Physiotherapeuten etwas brauchen, macht sich Grogg auf den Weg. Muss etwas getragen werden, ist er zur Stelle. Und spricht etwa der Coach während der Fahrt mit einzelnen Spielern, kann Grogg ein wenig mitlauschen. «Die Gespräche finden immer direkt hinter mir statt. Da habe ich bereits viele Dinge gehört – aber noch nie etwas weitererzählt.»
Ein Traum bleibt
Besonders gefordert ist Reto Grogg bei Vorbereitungsspielen. «Da kann es schon mal vorkommen, dass Fans über Absperrungen springen und dann versuchen, in den Car zu gelangen. Da muss ich präsent sein.» Schliesslich sei es ein Bereich, der den Spielern als Rückzugsort vorenthalten ist.
Seine Fähigkeiten werden geschätzt. Reto Grogg ist treu, verschwiegen, kann fahren und hat stets den Schutz der Spieler im Fokus. Gleichzeitig ist er offen, kommunikativ, bodenständig. Und vor allem auch stolz: «Es ist ein Privileg, dass ich Präsidenten, den Papst oder auch die Eisgenossen fahren und begleiten darf. Ich geniesse es sogar sehr. Wenn nun auch die Nationalmannschaft einen Weltmeistertitel holen kann, vielleicht gar 2026 in der Schweiz, wäre das grossartig.»
Dann hätte Reto Grogg eine weitere tolle Episode aus seinem Alltag zu erzählen – eine, die wohl etwas weniger verschwiegen ausfallen dürfte.
Der Fahrer der Eisgenossen
Stehen grosse Turniere an, werden die Spieler der Schweizer Eishockeynationalmannschaft für die Vorbereitung aufgeboten. Seit zehn Jahren ist Reto Grogg als Fahrer dabei. Vom Hotel ins Stadion und wieder zurück. Für ihn ein Privileg: Als Eishockey-Fan seit Kindheitstagen und einem beruflich idealen Werdegang ist er prädestiniert für diese Aufgabe.
Als er damals dafür angefragt wurde, sagte er nur: «Sag mir wann und wo, und ich bin da.»
In diesen zehn Jahren hat Reto Grogg viele tolle Momente erlebt, ist hautnah bei den Spielern und gerade als Militärpolizist um ihre Sicherheit besorgt. «Bei Vorbereitungsspielen kann es schon mal vorkommen, dass Fans über Absperrungen springen und versuchen, in den Car zu gelangen. Da muss ich präsent sein.»
Obwohl er seine Leidenschaft bereits mit seinem beruflichen Werdegang ideal verbinden konnte, hat er noch einen Wunsch: «Wenn die Eisgenossen einen Weltmeistertitel holen können, vielleicht gar 2026 in der Schweiz, wäre das grossartig.»